Feuer und Stein – Diana Gabaldon

Feuer und Stein CoverDer Auftakt der Highland Saga stand nun schon seit Jahren ungelesen in meinem Regal, doch jetzt sollte er mir nicht länger entkommen. Rückblickend hätte er ruhig dort versauern können, aber der Reihe nach:

Engländerin Claire holt nach dem zweiten Weltkrieg die Flitterwochen mit ihrem Gatten Frank im schottischen Hochland nach, wo sie in einen Steinkreis gerät und 200 Jahre in der Zeit zurückreist. Soviel zur Fantasy. Dort fällt sie Franks bösartigem Ahnen Randall in die Hände, der ihr sogleich an die Wäsche will und wird in letzten Moment vom schottischen MacKenzie Clan aus ihrer misslichen Lage gerettet. Unter den Männern befindet sich auch der verletzte James Frasier, den die kriegserfahrene Krankenschwester Claire gesund pflegt und den sie nach recht kurzer Zeit zu heiraten gezwungen ist, um vor Randall sicher zu sein. Ab diesem Moment passiert leider nichts aufregendes mehr, da es nur noch darum zu gehen scheint, die Lücken zwischen den alle paar Seiten stattfindenden Bettszenen zu füllen.

Versprach der Klappentext einen historischen Roman mit Fantasyelementen, so fühlte ich mich die meiste Zeit wie in einem zu dick geratenen Groschenroman. Kitsch hatte ich erwartet, aber das wurde mir dann doch zuviel: Die Handlung ist äußerst dünn und wenig abwechslungsreich [Flucht, Sex, Gefangennahme, Sex, Kampf, Sex, Flucht, Sex, Frau verprügeln, Sex…], die Personen entwickeln sich nicht weiter und sind für mich auch nicht besonders tiefsinnig. Wirkte Loverboy Jamie anfangs noch wie der sensible Frauenversteher im Körper eines Kriegers, bei dem ich mir durchaus vorstellen konnte, dass Claire sich langsam in ihn verliebt, so entpuppt er sich im weiteren Verlauf der Geschichte immer mehr als Obermacho/Neandertaler, der seine Frau mit Prügel erziehen möchte, obwohl Jamie sonst als kultiviert und gebildet beschrieben wird. Ahja.
Die aus der Moderne stammende Claire hat Verständnis für die Prügel ihres neuen Mannes, weil er eine schlechte Kindheit hatte? Ich weiß ja nicht. Oh, und wirklich romantisch oder erotisch sind die Kissenschlachten der beiden ebenfalls nicht beschrieben, außerdem lassen mangelnde Kreativität oder merkwürdig gewählte Metaphern der Autorin oft ungeklärt, was denn da nun wirklich geschieht. Egal.
Was mir vor allem fehlt, ist die Stelle, als aus der Freundschaft und – nennen wirs mal nett: Leidenschaft der beiden die große Liebe wird. Gerade die ersten 300 Seiten hätten viel Potenzial dazu geboten. Anscheinend sahen auch einige Nebencharaktere [der alte Alex] ein Knistern zwischen den Protagonisten, leider fehlte jedoch eine richtige Entwicklung, die bei mir als Leser wahres Gefühl hätte rüberbringen können.

Alles in allem habe ich mir von diesem Reihenauftakt viel mehr versprochen und bin sehr froh, dass ich keine weiteren Bände der Serie im Regal stehen habe. Der Schreibstil ist bis auf wenige zu verzeihende Schnitzer angenehm und liest sich flüssig. Vom historischen Standpunkt aus erscheint mir der Hintergrund, soweit ich das beurteilen kann, recht gut recherchiert, auch die Landschaftsbeschreibungen sind gelungen. Trotzdem wäre etwas mehr Handlung wirklich dringend notwendig gewesen.

Mein Fazit:
Überwiegend gut geschriebener, aber viel zu ausgedehnter Groschenroman mit dünner Story, aber viel, viel unerotischem Sex.

15 Gedanken zu „Feuer und Stein – Diana Gabaldon“

  1. Hehe. Hab ich mit 13 mal gelesen, ich war auch ein wenig irrtiert von der Handlung. Schien alles sehr klischeehaft und vorhersehbar, wenn ich mich recht entsinne, lies sich aber fix lesen, was zum Ferien-füllen reichte. Trotzdem… keine Leseempfehlung, stimme dir da zu.

  2. Wow, so schlecht?
    Ich liebe diese Bücher – hier wurde die Reihe schon ein halbes Dutzend Mal gelesen, oder so.
    Die Figuren entwickeln sich in den folgenden Romanen durchaus weiter, tatsächlich ändern sie sich sogar ziemlich stark. Das mit dem Verprügeln der Frau war übrigens auch das, was mir in der Reihe irgendwie erst so gar nicht in den Kopf wollte, doch wo hast Du gelesen, dass eine schlechte Kindheit der Grund dafür gewesen sein sollte? Jamies Kindheit war eigentlich eher eine sehr schöne, seine Eltern eher sehr liebevoll. Es war einfach eine Zeit, in der Schlagen legitimes und alltägliches Erziehungsmittel war und Frauen beinahe ebenso erzogen werden sollten wie Kinder.

    Zum Glück lässt sich über Geschmack nicht wirklich streiten, für mich ist die Saga eindeutig Lieblingslesestoff. Und das nicht wegen all des Sex, sondern gerade wegen der Story. Die Bücher sind sehr gut recherchiert, sowohl was diverse Details angeht als auch (und gerade) was die Zeit und die Orte angeht, an denen sie spielt. (Schottland, England, Frankreich, die Staaten) Die Geschichte ist imho alles andere als dünn – es gibt eine Menge Geschichte – Krieg, Medizin, Politik, Volksglaube (und zwar der verschiedener Völker – und nach dem, mit dem ich mich so beschäftigt habe, durchaus nicht aus den Fingern gesogen) später sogar Okkultismus (und auch hier sehr gut recherchiert) und etliche andere Themen. Die Charaktere finde ich sehr rund, die Motive sehr nachvollziehbar. Und auch ein James Fraser muss seine (schmerzenden) Kanten haben, um nicht wie eine Schablone eben jener Groschenromane zu sein. Etwas, das Mr. Perfekt wiederspricht und seine Motive interessanter gestaltet.

    Ach, ich mag die Bücher eben :D

  3. Darfst Du mögen, Du magst ja auch Twilight ;) *knuff*
    Ich hab neulich schon überlegt, ob ich einfach zu gute Bücher zu früh gelesen habe xD Schon seit dem Drachenbeinthron will mir kaum mehr ein Fantasyroman wirklich gefallen. Und seit ich Hyperion und Endymion gelesen habe, neige ich auch viel öfter dazu, Bücher einfach aus der Hand zu legen, weil sie mir gar nichts mehr geben. Keine Ahnung.
    Aber ehrlich gesagt finde ich hier wirklich keine Story. Es ist sich immer wiederholender Alltag, und bevor es spannend werden könnte, gings gleich wieder ins Bett. Fand ich wirklich nervig. Dass es gut recherchiert sein mag hab ich geschrieben, aber das allein macht kein gutes Buch für mich aus. Ausflüge in die Medizin oder in die Stammbäume von irgendwelchen Clans ist ja nette Fleißarbeit, aber es ist eben keine Geschichte. Und dass es damals etwas rauer zuging ist auch klar [ich meine mich zu erinnern, dass sie es genauso entschuldigt hat, dass er halt das Schlagen in seiner Kindheit beigebracht bekommen hat? Ich mag mich irren, Du hasts häufiger gelesen. Sie hat es in jedem Fall entschuldigt…], aber dass eine so moderne Frau wie Claire Prügel auf sich sitzen lässt, während sie andererseits für ihr vorlautes Verhalten vermutlich ganz schnell auf einen Scheiterhaufen gepackt worden wäre… Finde ich sehr unpassend.. Ebenso Jamies Wandlung. Bis zu seiner Gewaltattacke hatte ich seine Sprüche „Wie Du gehörst jetzt mir, ich kann mit Dir machen was ich will“ noch für lustiges oder lustvolles Geseusel gehalten… Keine Ahnung.. das einzige was mich emotinal mitgenommen hat, war Jamies Geschichte am Ende, als er von Randalls Misshandlungen erzählt hat, alles andere spülte so über einen hinweg ;) Aber ich gönne auch jedem der mag, es toll und super zu finden ;)

    [Btw, magst Du „Die Nebel von Avalon“? Ich hab so das Gefühl, wir haben was Bücher angeht einen absolut unterschiedlichen Geschack ;) Bisher waren MZB Bücher immer ein guter „Tester“ dafür. Ich hasse dieses pseudofeministische Geschwafel nämlich bis aufs Blut O:)]

  4. *kicher* vermutlich werden wirs dann etwas schwerer haben, ein gemeinsames Lieblingsbuch zu finden ;) Wobei, vielleicht sowas wie Ronja Räubertochter oder die Brüder Löwenherz? ♥

  5. Ach, die Filme finde ich auch schön – solange man sie als Erweiterung, nicht als Ersatz für die Bücher sieht. Die Hörbücher, da sagste was. Ich warte (ungelogen) seit Jahren darauf, dass Audible die endlich in den Bestand aufnimmt *grummel*

  6. Die Filme fand ich nie mehr als „ganz nett“. :/ Wobei ich die letzten beiden noch nicht gesehen habe. Da efehlte soviel dun das kam mir alles so hölzern vor.. aber schön fürs Auge waren sie immer :))
    Darf Audible die Hörbücher überhaupt ins Sortiment aufnehmen? Ich dachte Audible kümmert sich um die Umsetzung von Büchern, die es eben nicht als kaufbare Hörbücher gibt? *grübel* Wir sind über Audible gestoßen, weil wir Nachschub wollten, aber sämtliche lohnenswerte HBs schon haben oder kennen :D Wir haben uns noch nicht angemeldet, aber da es dort die ganzen fantastischen Buchreihen ala Das Lied von Eis und Feuer gibt… werden wir wohl früher oder später auch dort enden :D Wobei ich da 40 Euro für ein Buch [da in 4 HBs gesplittet] auch nicht ohne find -.- Die Hörbücher von HP laufen hier in Dauerschleife xD Die hab ich damals[!] schon angefangen auf MC[!] zu kaufen *lol*

  7. also um hier zum thema HP-filme mal meinen senf dazuzugeben…
    ich hab das letzte buch nie gelesen, aber den vorletzten movie gesehen.
    und den fand ich im vergleich zu den anderen nochmal so richtig schwach. um nicht zu sagen laaaaaangweilig…
    keine ahnung, ob der finale movie das ganze nochmal abzurunden vermag und ich weiss auch nicht, wie gut das buch da adaptiert wurde, aber ich hab nach dem film so gar keine lust auf mehr ^^‘

  8. Also, ohne einen der letzten Filme gesehen zu haben [Teil 6 zuletzt, und den fand ich von allen HP Filmen bisher eigentlich am besten…] kann ich Dir den letzten Band echt empfeheln. Nicht nur, um dem Ganzen einen Abschluss zu geben sondern.. naja.. er ist einfach schön! Ganz anders als die davor, aber richtig gut. Ich hab den ja erst auf englisch gelesen [Danke Xelli ♥] und, wenns mein Band gewesen wär, hätt ich ihn sicher gleich nochmal und nochmal gelesen xD Es fehlt halt dieser Hogwarts-Charme, diese netten Kleinigkeiten, es ist ernst und geht zur Sache, aber mir hats echt gefallen..

  9. hmm, na mal schaun.
    tue mich ja insgesamt immer noch recht schwer mit lesen.
    hab jetzt noch n bisschen was von Gaiman hier rumliegen und mich heute früh (wegen schlafmangels) nochmal an The Blade Itself gewagt.
    wobei ich ja sagen muss, dass mich die romane zu Game of Thrones (vergess den buchtitel ständig) durchaus reizen ;)

  10. Hachja, an „The First Law“ hab ich mich auch noch nicht gewagt, steht hier noch… erst möchte ich aber Band 3+4 von Shadowmarch lesen, wofür ich nochmal bei 1 anfangen müsste -.- derzeit irgendwie nicht drin. Das Lied von Eis und Feuer ist wirklich gut! Zumindest anfangs, später lässt bei mir das Interesse stark nach, weils sich einach eeewig zieht und irgendwie kein Ende abzusehen ist. Ich hab gern abgeschlossene Handlungen und nicht son ewiges Hin und Her.. Qualitativ ist das aber eben einfach super! Irgendwie sind die Tage immer zu kurz für all das, was man so lesen, schreiben, tippen, basteln, unternehmen möchte… nicht zu vergessen die Dinge, die man noch tun MUSS [ich sag nur Bad putzen, ich hab eine Schrumpelhand, weil ein Putzhandschuh irgendwie weg ist -.-

  11. lol, klar, dein haushalt macht natürlich nochmal mehr arbeit ;)
    ich kann mir da etwas mehr zeit lassen, aber ich hab auch so einiges geschafft in letzter zeit ;)
    bude ist recht schick momentan :3

    hmm, das ist ja schade, dass das Lied von Feuer und Eis sich so hinzieht ^^‘
    aber irgendwie erkennt man das bereits in der verfilmung. trotzdem fand ich das seasonfinale sehr geil ;)

    Shadowmarch… bräucht ich erstmal bände 2-4 ^^‘
    hab ja genau deswegen damals auch mitten im ersten abgebrochen. ich mag es einfach nicht, äonen auf ne fortsetzung warten zu müssen. lieber am stück.
    aber Tad Williams wär wirklich mal wieder was… *hach* <3

Schreibe einen Kommentar