Der Name des Windes – Patrick Rothfuss

Der Name des WindesEs ist lange her, dass ich zuletzt 1000 Seiten an zwei Abenden inhaliert habe, aber der Erste Tag von Patrick Rothfuss‘ Königsmörder-Chronik hats mal wieder geschafft. Und dabei lässt sich schwer sagen, wie dieses Buch das vollbracht hat, denn, ganz ehrlich, die Handlung dieser Zauberer-Biographie plätschert doch recht unspektakulär dahin. Allerdings verfügt das Buch über eine fesselnde, poetische Sprache, die zwar hier und da mit etwas sehr seltsamen Wortneukreationen (blumensichelig? Hallo?) und ungewöhnlichen Metaphern daherkommt, aber dennoch fasziniert und mich nicht losgelassen hat.

In „Der Name des Windes“ erzählt der einst größte Arkanist seiner Zeit Kvothe seine Lebensgeschichte. Er lebt heute zurückgezogen und als Wirt getarnt in einer Welt, die langsam vom Krieg überrollt wird. Leider erfährt man nur wenig vom „Jetzt“, allerdings bin ich mir sicher, dass dies am Ende der Chronik folgen wird. Drei Tage bleiben einem Chronisten, um Kvothes Geschichte niederzuschreiben. Und Kvothe erzählt. Erzähl, wie er bei einer fahrenden Schaustellertruppe aufwuchs. Wie seine Eltern starben, wie er sich alleine durchschlug, und wie er schließlich als jüngster Student an der Universität für Arkanisten angenommen wurde.

Kvothes Alter ist für mich das größte Problem des Buches. Zu Beginn der Erzählungen ist Kvothe zehn Jahre alt, 14, als er die Universität besucht. Auch wenn vielfach betont wurde, dass Kvothe älter zu sein scheint als er ist, verhält er sich für mich nicht altergemäß. Ich sehe einen mindestens 20jährigen, kein wirkliches Kind. Dass er ein Wunderknabe und in beinahe jedem Bereich begabter als die meisten ist, das stört mich nicht, denn Kvothe hat genügend Eigenschaften, die ihn trotzdem nicht zum Überhelden mutieren lassen. Denn Kvothe ist ziemlich arrogant und stolz. Er hat pausenlos Geldsorgen, muss zusehen, wie die Frau seines Herzens andere Männer vorzieht und hat nur wenige Freunde. Dennoch würde ich ihn nicht unsympathisch nennen. Alles in allem erinnert er mich sehr an die Helden von „Erdsee“ oder dem „Erdharfner“. Tragisch. Zu neugierig, verdammt mächtig und sehr, sehr unverantwortlich. Und trotzdem irgendwo ein Kind, dass es nicht besser weiß.

Wie dem auch sei. Obwohl die Handlung spannende Szenen bereithält, gibt es keine wirklich epischen Momente. Bis auf wenige Ausnahmen bewegt sich die Handlung allein um Kvothes Alltag. Es gibt Andeutungen, die sehr neugierig auf Kommendes machen (an dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass „Bast“ definitiv mein Lieblingscharakter ist ^^), aber gerade Kvothes Hauptbestreben, das Geheimnis der Chandrian aufzudecken, die seine Eltern töteten, kommt doch ein bisschen zu kurz dafür, dass es der gesamte Aufhänger der Geschichte ist. Aber ich bin zuversichtlich, dass dieses Thema in „Tag 2“ und „Tag 3“ deutlicher zur Sprache kommt.

Wie bereits erwähnt ist die Sprache des Buches sehr blumig und ausführlich, gleichzeitig bleibt vieles unerwähnt. Einerseits braucht Kvothe eine ganze Seite um eine einzige Metapher für die Liebe zu seiner Herzensdame zu finden, andererseits sind viele der Schauplätze doch eher vage beschrieben und ergeben selten ein schlüssiges Bild für mich. Durch diese teilweise gedankliche Freiheit wirkt die mittelalterliche Welt auf mich manchmal seltsam modern, was – vermutlich – vor allem an der teilweise flapsigen Sprache der Studenten untereinander liegt, die einen bei langen Dialogen vergessen lassen kann, wo man sich befindet. Allerdings könnte auch die sehr wissenschaftlich beschriebene Art der Magie daran mitschuldig sein…

Und doch: Der „Name des Windes“ packte mich und riss mich mit sich. Ich bin sehr froh, dass bereits mit „Die Furcht des Weisen“ der zweite Teil vor mir liegt, fürchte aber, auf den 3ten Tag der Königsmörder-Chronik noch lange warten zu müssen. *seufz*

Mein Fazit:
High-Fantasy mal anders. Eine Welt aus der Perspektive von einem, der mitverantwortlich ist, dass sie ist, was sie ist. Fesselnd geschrieben und mitreißend, doch nichts für Actionfanatiker. Aber ich liebe es. Wirklich.
Achso, und liebe Buchbewerber: Bitte.. es muss doch nicht jeder Fantasyautor „Der neue Tolkien“ sein. Oder im Falle einer Frau „Wie Marion Zimmer Bradley“. Ehrlich… Denn die Handlung hat nun wirklich gar nichts mit dem „Herrn der Ringe“ gemein und auch die Sprache ist – Gott sei Dank – eine völlig andere. Lasst Patrick Rothfuss doch einfach Patrick Rothfuss sein. Er hat das in meinen Augen voll und ganz verdient.

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